Doppelte Aufstockung und Sanierung eines Wohnhauses
Berlin-Charlottenburg 2022
Als „hässliches Entlein“ betitelte der Bauherr selbst das Gebäude aus den 1950er-Jahren in der Goethestraße 77 - und wir mussten ihm leider zustimmen. Doch wie aus dem namensgleichen Märchen bekannt ist, steckt in manchem hässlichen Entlein ein stolzer Schwan und so gestaltete es sich auch innerhalb dieses Projektes.
Schon bei der ersten Besichtigung war klar: Dieses Haus ist im Verhältnis zu seinem Nachbarn zu klein, zu schmächtig, zu farblos und obendrein durch einen „Knick“ in der Fassade gezeichnet, der einst der Linienführung der Straße entsprang, baulich aber immer als Makel gehandelt wurde. Doch gerade letzteres sollte nun zum Vorteil werden.
Der Knick in der Fassade wurde zum Ausgangspunkt des gesamten Entwurfes genommen, und so wundert es nicht, dass er in der neuen Fassadengestaltung nicht vertuscht, sondern ganz im Gegenteil noch verstärkt wird. Die Asymmetrie der Fassade wird durch die Anordnung der verkleidenden Holzlattung unterstrichen und kommt zukünftig einer optischen Täuschung gleich: Ein echter Hingucker. Die mit Vergrauungslasur vorbehandelte Lattenstruktur wird etagenweise durch Kupferbänder ergänzt. Dies wurde zunächst als bedauerliche Auflage des Brandschutzes betrachtet, dann aber zur weiteren Zierde des Gebäudes ausgearbeitet.
In der doppelten Aufstockung des Hauses durch ein Voll- und ein Staffelgeschoss ist der Knick und die markante Holzverkleidung der unteren Etagen fortgeführt. Entstanden sind zwei Maisonettewohnungen in Holzbauweise mit großzügigen Fenstern, hofseitigen Loggien und beidseitigen Dachterrassen – der Schwan lebt und steht zukünftig obendrein in einer komplett neu gestalteten Außenanlage.
Leistung: LP 1-8
Größe: 1.395 m2 BGF gesamt, davon 355 m2 BGF neu
(260 m2 WF / 2 WE)
Zeitraum: 2019-2022
Kunde: MVV GmbH & Co. KG